Forstwirtschaft

Nachhaltige Holznutzung zur Vermeidung von Klimagasen

"Gut 80 Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs werden jeweils rund zur Hälfte land- und forstwirtschaftlich genutzt. Beide Bereiche sind stark abhängig vom Klima. Der Klimawandel, mit steigenden Temperaturen, abnehmenden Sommerniederschlägen und zunehmenden Witterungsextremen wird spürbare Auswirkungen haben. Das betrifft sowohl ökonomische, wie auch ökologische und soziale Aspekte, der Land- und Forstwirtschaft", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (9. Oktober) beim Kongress "Wald und Klima – was tun?" in Baden-Baden.

Von den Auswirkungen des Klimawandels im Wald seien rund 230.000 Waldbesitzer in Baden-Württemberg sowie die gesamte Holz be- und verarbeitende Industrie betroffen. In Baden-Württemberg seien 130.000 Arbeitsplätze von der Produktion, Ernte und Verarbeitung von Holz und Holzprodukten abhängig. Der jährliche Umsatz der gesamten Branche liege bei rund 20 Milliarden Euro.

"Für die Anpassung des Waldes an das sich ändernde Klima bleibt nicht viel Zeit. Die Forschung muss Hinweise liefern, wie die Wälder von morgen aussehen könnten. Mit dem Umbau der Wälder muss jetzt begonnen werden", betonte Hauk. Ein intakter Wald sei ein zentraler Beitrag zur Daseinsvorsorge. Forst- und Holzwirtschaft würden wesentlich zur Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes und zur Bindung von freiem Kohlendioxid beitragen. Nur gesunde Wälder mit einer ausreichenden Anpassungsfähigkeit gewährleisteten nachhaltig und gleichzeitig die vielfältigen Schutz-, Erholungs- und Nutzfunktionen.

"Die Land- und Forstwirtschaft leidet nicht nur unter den Auswirkungen der Klimaerwärmung, sie bietet auch Lösungen an. Die intelligente Nutzung von Holz gehört zu einer der wichtigsten Herausforderungen angesichts von Klimawandel und Ressourcenknappheit. Rund ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland wird durch Gebäude verursacht, vor allem durch Wohngebäude. Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist ein klimafreundlicher Roh- und Baustoff", erläuterte der Minister.

Die land- und forstwirtschaftlichen sowie naturschützerischen Aktivitäten müssten sich im Kern darauf konzentrieren, die Funktions- und Anpassungsfähigkeit sowie die langfristige Produktivität der Ökosysteme zu erhalten. Dazu müsse das Konzept einer naturnahen Waldwirtschaft fortgesetzt werden. Es gelte vielfältige Mischwälder zu entwickeln und den Laubbaumanteil aus zu bauen. "Hier ist die Forstwissenschaft gefordert. Eine Herkulesaufgabe der sich alle forstwissenschaftlichen Einrichtungen Deutschlands und 20 Partner europaweit aus 14 Ländern angenommen haben. Die Klimaveränderung ist kein lokales Ereignis. Deshalb hoffe ich, dass der interdisziplinäre Ansatz und die Einbeziehung vieler Forstteams aus ganz Europa wertvolle und für die Praxis verwertbare Ergebnisse bringt", ergänzte der Minister. Die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg koordiniere den europaweiten Forschungsverbund, den die EU mit sieben Millionen Euro unterstütze.

Notwendig seien Gefährdungsanalysen, die eine Vorstellung darüber vermitteln, wo und bei welchen klimatischen Szenarien Wälder kurz-, mittel- und langfristig klimalabil würden. Außerdem müsse man wissen, welche Baumarten in den betroffenen Regionen besser an die erwarteten Klimaveränderungen angepasst seien, als die bisher dort vorhandenen Bäume.

Der Klimawandel sei für die Waldwirtschaft eine Herausforderung die über Jahrzehnte dauern werde. Mit ständigen Anpassungen an die aktuelle Entwicklung. Schnelle Erfolge werde es nicht geben. Denn die notwendigen Anpassungsmaßnahmen könnten im Wald, im Gegensatz beispielsweise zur Landwirtschaft, nur langfristig erfolgen.  

Zusatzinformation:

Deutschland und insbesondere Baden-Württemberg ist ein „Wald- und Holzland“. Mit einem Gesamtholzvorrat von 3,4 Milliarden Kubikmetern steht in Deutschlands Wäldern soviel Holz wie sonst nirgends in Europa.

In Baden-Württemberg werde jährlich rund 10 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen, was einem Gegenwert von über 500 Millionen Euro entspricht. Die Waldfläche beträgt rund 1,4 Millionen Hektar. Davon besitzen Privatpersonen und Kommunen jeweils rund 38 Prozent, 24 Prozent sind im Besitz des Landes. Nirgends in Deutschland ist die Holzbauquote so hoch wie in Baden-Württemberg. Bei einem Bundesdurchschnitt von 14,2 Prozent werden in Baden-Württemberg 22,3 Prozent der Eigenheime aus Holz gebaut.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum