Forum

Regionales Forum des Bundesumweltministeriums zur biologischen Vielfalt in Stuttgart

„Baden-Württemberg ist ein begehrter Wirtschaftsstandort, zeichnet sich aber auch durch vielfältige Landschaften und Naturräume aus“, sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, anlässlich des dritten regionalen Forums zur biologischen Vielfalt am Montag (28. April) in Stuttgart. Unter dem Thema „ Biodiversität , Innovation und naturverträgliches Wirtschaften“ hatte das Bundesumweltministerium zu dieser Veranstaltung im Haus der Wirtschaft geladen, um die Rolle der Unternehmen beim Schutz der biologischen Vielfalt näher zu beleuchten.

„Die schöne und vielfältige Natur ist mit ein Grund, dass es sich bei uns in Baden-Württemberg so gut leben und arbeiten lässt“ betonte Naturschutzminister Hauk und hob die Bedeutung eines attraktiven Lebensumfeldes als wichtigen Standortfaktor hervor. Für die Tourismusbranche sei eine intakte Natur sogar unverzichtbare Wirtschaftsgrundlage. Angesichts der Tatsache, dass trotz vieler Teilerfolge des Naturschutzes noch immer ein Drittel der heimischen Tier- und Pflanzenarten bedroht sei, verwies Hauk auf die Mitverantwortung der Unternehmen für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. „Neben dem Klimawandel ist der Verlust an biologischer Vielfalt eine der zentralen Herausforderungen der Menschheit. Der Verlust an Artenvielfalt und der Rückgang wertvoller Lebensräume ist dramatisch, nicht nur in den Top-Regionen der Artenvielfalt wie den Tropen, sondern auch vor der eigenen Haustür“ erklärte der Minister.

Es sei vermessen zu glauben, diese Aufgabe könne allein vom amtlichen Naturschutz geschultert werden, gefordert sei die Mitverantwortung jedes Einzelnen. Gerade auch Unternehmen könnten sich in vielfältiger Weise engagieren. „Die Optimierung von Produktionsprozessen ist im Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz sicher unerlässlich“ erläuterte der Minister und fügte hinzu, dass sich Unternehmen darüber hinaus aber auch ganz konkret für einzelne Arten und Lebensräume einsetzen und hiermit eine Vorreiterrolle in der Bevölkerung einnehmen könnten. Damit warb der Minister für den Aktionsplan Biologische Vielfalt, dessen zentrales Element der 111-Arten-Korb sei. „Der Aktionsplan ist für mich eine sehr wichtige Ergänzung der bisherigen Naturschutzarbeit. Er benennt 111 heimische Tier- und Pflanzenarten, die unserer Unterstützung bedürfen. Diese Arten stehen stellvertretend für viele weitere gefährdete Arten und Lebensräume und sollen der bedrohten Vielfalt in unserem Land „Gesichter“ verleihen. Wir hoffen, damit die Bevölkerung für dieses wichtige Thema sensibilisieren zu können“, umriss der Minister das Anliegen. Durch Aktionen und Projekte in Zusammenarbeit mit den Bürgern Baden-Württembergs sollen die Lebensbedingungen dieser Arten nachhaltig verbessert und gleichzeitig die Bevölkerung für das Anliegen „Schutz der biologischen Vielfalt“ sensibilisiert werden.

Neben Minister Hauk sprach bei der Veranstaltung in Stuttgart auch der Parlamentarische Staatssekretär Michael Müller vom Bundesumweltministerium, der die Aktivitäten des Bundes beim Erhalt der biologischen Vielfalt vorstellte. Eine „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ hat die Bundesregierung im November 2007 verabschiedet. Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Professorin Beate Jessel, erläuterte die Inhalte und Zielsetzung dieses Strategiepapiers.

Zusatzinformationen:

Regionale Foren

Die regionalen Foren, die in verschiedenen Regionen Deutschlands stattfinden, greifen jeweils einen thematischen Schwerpunkt der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ auf. Mit der biologischen Vielfalt als Schutzgut und Ressource beschäftigten sich an diesem Montag bei der Veranstaltung in Stuttgart zahlreiche weitere Redebeiträge aus Wirtschaft und Wissenschaft.

9. Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt

In Bonn findet im Mai 2008 die neunte Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt statt. Zu diesem politischen Großereignis werden 5.000 Teilnehmer aus 190 Vertragsstaaten erwartet. Ein Ziel der Verhandlungen ist es, die Wirtschaft stärker in die Ziele des Übereinkommens einzubinden. Aus diesem Grund wurde im Vorfeld mit „Business & Biodiversity “ im Februar die erste internationale Unternehmensinitiative gegründet, bei der sich international führende Unternehmen aus verschiedenen Branchen zu ihrer Verantwortung für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt bekennen.

Biologische Vielfalt = Biodiversität

Biologische Vielfalt oder auch Biodiversität – bezeichnet die Vielfalt allen Lebens. Die Vielfalt an Arten, die Vielfalt an Lebensräumen, aber auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Kein Lebewesen existiert alleine, alle sind sie über mannigfaltige Wechselbeziehungen untereinander und mit ihrer Umwelt verknüpft und bilden ein einzigartiges Netz des Lebens. Rund zwei Millionen Arten sind bekannt [Quelle: Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)]. Es ist aber davon auszugehen, dass dies nur ein Bruchteil der tatsächlich vorkommenden Arten ist. Nach Schätzungen von Experten ist von rund 14 Millionen Arten auszugehen.

Doch diese Vielfalt ist in Gefahr. Die Geschwindigkeit, mit der heute Arten aussterben, ist alarmierend hoch. Wissenschaftliche Schätzungen gehen von 10.000 bis 25.000 Arten aus, die jährlich aussterben, das entspricht ein bis drei Arten pro Stunde. Auch zahlreiche Ökosysteme sind in Gefahr. In Deutschland leben 40.000 bis 50.000 Tierarten und circa 20.000 Pflanzenarten, rund 75 Prozent davon sind in Baden-Württemberg beheimatet. 30 bis 40 Prozent der baden-württembergischen Flora und Fauna sind als gefährdet einzustufen.

Um den dramatischen weltweiten Artenschwund aufzuhalten, wurde 1992 auf dem Umweltgipfel der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro das Übereinkommen über die biologische Vielfalt verabschiedet (engl. Convention on Biological Diversity , CBD). Mit diesem Übereinkommen wird erstmalig der Schutz der biologischen Vielfalt als ein gemeinsames Interesse der gesamten Menschheit anerkannt.

Aktionsplan Biologische Vielfalt Baden-Württemberg

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum