Alltagskompetenz

Runder Tisch 'Alltagskompetenz' tagt im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum

"Erschreckender Weise ist bei einer Großzahl von jungen Menschen immer mehr festzustellen, dass sie mit den einfachsten Anforderungen des Alltags überfordert sind. Das fehlende Wissen, wie man ein Konto eröffnet und das mangelnde Bewusstsein für richtige und gesunde Ernährung sind nur zwei Bespiele dafür. Hauswirtschaftliche Kompetenzen sind für heranwachsende Menschen, die sich zu selbstständigen, erfolgreichen Erwachsenen entwickeln sollen, ebenso wichtig wie lesen und schreiben zu können", sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Donnerstag (14. Februar) in Stuttgart. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten hat die Staatssekretärin einen Runden Tisch 'Alltagskompetenz' ins Leben gerufen. Die Beteiligten erarbeiten Empfehlungen, wie man junge Menschen für die Herausforderungen im Alltag fit machen kann.

Die Vermittlung von Alltagskompetenzen in allgemeinbildenden Schulen trage in besonderem Maße zur Stärkung der privaten Lebensführung bei. Hierin ist sich Friedlinde Gurr-Hirsch mit den Expertinnen und Experten des 'Runden Tisches Alltagskompetenzen' einig.

Im Rahmen der Sitzung überreichte das Expertengremium der Staatssekretärin ein Positionspapier, in dem es die Landesregierung auffordert, gezielte Maßnahmen zur Stärkung der privaten Lebensführung und der Schwerpunkte Ernährung, Gesundheit, Verbraucherfragen und Familie an allgemeinbildenden Schulen zu ergreifen. So müsse der Fächerverbund Mensch, Natur und Kultur in der Grundschule gestärkt werden. Der Fächerverbund Arbeit – Wirtschaft – Gesundheit in der Hauptschule und der Fächerverbund Mensch und Umwelt in der Realschule seien zu sichern und auszubauen. Im Gymnasium sei die Vermittlung von Kompetenzen zur privaten Lebensführung über ein spezifisches Fach beziehungsweise einen Fächerverbund zu institutionalisieren. Weiter fordert das Gremium die verlässliche Integration außerschulischer Angebote und außerschulischer Experten/-innen der Bereiche Ernährung, Gesundheit, Verbraucherfragen und Familie als Ergänzung zum Unterricht in das Schulleben allgemeinbildender Schulen.

Zur Förderung der Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler bedürfe es gemeinsamer Schulprojekte von Schulträgern, Schülerinnen und Schülern und Erziehungsberechtigten, die positive Erfahrungen bezogen auf Ernährung, Gesundheit, Verbraucherfragen (z.B. durch Versorgungs- und Verpflegungsangebote) und Familie ( u.a . durch die Stärkung der Kultur des Zusammenlebens) vermittelten. Für Ganztagsschulen werden die Unterstützung durch entsprechende Experten/-innen und für das Bildungsangebot entsprechende Angebote für den Nachmittag empfohlen. Die Teilnahme an solchen Unterrichtsprojekten sollte den Schülerinnen und Schülern durch die Ausstellung eines Zertifikats beziehungsweise die Ergänzung des ' Qualipasses ' beispielsweise zur Verwendung bei Bewerbungen bestätigt werden.

Um die fachliche Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer in den Fächerverbünden sicherzustellen, fordern die Experten unter anderem, dass das Fach Haushalt/Textil an allen Hochschulen als Hauptfach studiert werden kann. Außerdem bedürfe es einer gezielten Lehrerfortbildung im Bereich 'Ernährungs- und Verbraucherbildung' sowie 'Private Lebensführung'.

Staatssekretärin Gurr-Hirsch sicherte den Mitgliedern des 'Runden Tisches Alltagskompetenzen' zu, innerhalb der Landesregierung und bei den die Regierung tragenden Fraktionen von CDU und FDP für die Umsetzung der übermittelten Handlungsempfehlungen zu werben. "Unsere Kinder müssen fürs Leben gerüstet sein. Es ist in unserer Verantwortung, ihnen hierfür das notwendige Wissen mitzugeben", erklärte die Staatssekretärin.

"Kinder müssen wissen, wie man sein Leben plant, wie man mit natürlichen Ressourcen umgeht und welche sozialen Kompetenzen wichtig sind. Hauswirtschaftliche Kenntnisse sind für sie Grundkompetenzen, weil davon einerseits die persönliche Lebensqualität abhängt und anderseits der Zustand der gesamten Gesellschaft. Ernährungsbedingte Krankheiten, das frühe Schuldenmachen, ohne Konsequenzen zu bedenken, der leichtfertige Umgang mit Strom und Wasser sowie mangelnde soziale Kontakte belasten nicht nur die Sozialkassen, sondern die ganze Gesellschaft", betonte Gurr-Hirsch.

Für die Staatssekretärin stellt die Vermittlung von Kompetenzen zur privaten Lebensführung an allgemeinbildenden Schulen deshalb auch einen bedeutenden Baustein zur praktischen Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung dar. Sie verwies darauf, dass das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum , seit langem einen wichtigen Beitrag leiste, um die Lehrkräfte der allgemeinbildenden Schulen in diesem Bereich zu unterstützen. Über die Landesinitiative Bewusste Kinderernährung werde den Schulen beispielsweise geeignetes Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. Die Fachfrauen für bewusste Kinderernährung können von den Schulen als außerschulische Expertinnen für Unterrichtsprojekte angefordert werden. Sie warb dafür, dass die Schulen die vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum getragenen Angebote wahrnehmen.

Nähere Informationen zu den genannten Angeboten sind unter www.ernaehrung-bw.info abrufbar.

Zusatzinformationen:

Dem Expertengremium "Runder Tisch Alltagskompetenzen" gehören an:

Prof. Dr. Lucia Reisch , Copenhagen Business School, Vorsitzende der Verbraucherkommission Baden-Württemberg Prof. Dr. Barbara Methfessel , Pädagogische Hochschule Heidelberg Professor Dr. Udo Ritterbach, Pädagogische Hochschule Freiburg Barbara Dittrich, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Paul Locherer MdL Beate Weiser, Vorsitzende der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V. Christiane Manthey , Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V. Matthias Moser, Geschäftsführer Landjugend Württemberg-Baden Dr. Dagmar Höppel, Zweite Vorsitzende des Landesfrauenrats Baden-Württemberg Marianne Anselm, Präsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden e.V. Waltraud Allgäuer, Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern e.V. Hannelore Wörz , Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden e.V. Marianne Schmid-Bastin , Geschäftsführerin des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden e.V. Ursula Röttele , Vorsitzende des Bildungswerkes des Deutschen Hausfrauenbundes, Landesverband Württemberg Ruth Waizenegger , Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Elisabeth Leven, Vorsitzende des Verbandes der Meisterinnen der Hauswirtschaft Heiderose Sprenger, Mannheimer Hausfrauenverband e.V.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum