Start der Versuchsanlage zum Schutz und zur Weiterleitung stromabwärts wandernder Fische in Steinach-Haslach  

"Während mit den Fischtreppen für den Fischaufstieg seit Jahrzehnten Erfahrungen gesammelt werden konnten, liegen bislang nur relativ wenige Erkenntnisse über die optimale Gestaltung und den günstigsten Betrieb von Anlagen zum Schutz und zur Weiterleitung stromabwärts wandernder Fische vor. Um für die Kraftwerksbetreiber und die Wiederansiedlung des Lachses optimierte Lösungen zu finden, wurde beschlossen, nicht nur mit konventionellen Anlagen Untersuchungen durchzuführen, sondern auch neuartige Lösungen zu testen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Freitag (30. Juni) beim Start der Versuchsanlage zum Schutz stromabwärts wandernder Fische am Wasserkraftwerk an der Kinzig bei Haslach-Steinach (Ortenaukreis).

Dabei seien die Erwartungen an das neuartige System vielfältig. So solle es die Lachs-smolts (Jungfische) sicher von den Turbinen fernhalten und an diesen vorbei ins Unterwasser leiten. Die Schutzeinrichtung müsse robust und betriebsicher sein, dürfe die Leistungsfähigkeit des Wasserkraftwerks nicht wesentlich einschränken und müsse insgesamt wirtschaftlich akzeptabel sein. "Denn es ist erklärtes Ziel der Landesregierung, die regenerativen Energien wie die Wasserkraft stärker zu nutzen. Aber wir wollen auch ökologisch intakte Gewässer. Beides sind wir den zukünftigen Generationen schuldig, Dort wo der Lachs bei uns Lebensraum findet, wollen wir ihn auch wieder haben", betonte der Minister.

Die laichreifen Lachse müssten einerseits vom fernen Atlantik bis in die Laichgebiete in den Oberrheinzuflüssen aufsteigen können und den Junglachsen müsse ein sicherer Weg in den Rhein und weiter bis in den Atlantik ermöglicht werden. Für die stromaufwärts gerichteten Wanderungen wurde schon viel getan. "Eine der größten Fortschritte für die stromaufwärts wandernden Fische war die Inbetriebnahme des Fischpasses am Rheinstauwehr Gambsheim in diesem Frühjahr. In der kurzen Zeit seit April haben bereits 30.000 Fische diese Anlage passiert. Damit ist nun auch die Kinzig, früher neben der Murg der wichtigste Lachsfluss am Oberrhein, für den Lachsaufstieg wieder erschlossen", so Hauk.

Zusatzinformation

Bei der Anlage, die nun in den Testbetrieb geht, handelt es sich um eine neuartige Konstruktion einer Firma aus Karlsruhe in Form eines breiten, umlaufenden Bandes aus Lochblechlamellen mit 12 mm Lochdurchmesser. Es werden eine bessere Schutzwirkung und gleichzeitig günstigere Bedingungen für den Kraftwerksbetrieb erwartet als bei konventionellen Rechenanlagen.

Die Kosten für den Bau der Anlage und die begleitenden Untersuchungen betragen knapp 200.000,- Euro. Davon werden jeweils 70.000,- Euro aus Mitteln der Fischereiabgabe und von der Wasserwirtschaft getragen.

Der obere Scheitelpunkt des Lochblechbands wird ca. 5 cm hoch vom Wasser überströmt. Die Anlage wird phasenweise in Bewegung gesetzt. Dabei werden Fische sowie anfallendes Treibgut über den oberen Scheitelpunkt in eine Abschwemmrinne geleitet, die zum Unterwasser führt. Das Betriebsreglement und die endgültige Gestaltung der Abstiegseinrichtung werden im Zuge der Begleituntersuchungen ermittelt.

Träger des Projekts "Wiederansiedlung des Lachses am Oberrhein" ist der Landesfischereiverband Baden-Württemberg. Ende April 2003 wurde mit einem Einsatz von Junglachsen in der Kinzig die zweite Phase des Projekts gestartet. Im Februar 2006 wurde nach fast 100 Jahren in der Murg in Gaggenau-Bad Rotenfels Lachslaich gefunden.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum