Auszeichnung

Staufermedaille an Prof. Dr. Erwin Kulzer

"Prof. Dr. Erwin Kulzer hat in vorbildlicher Weise fundierte wissenschaftliche Inhalte mit einer praxisorientierten Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse zum Wohle der Fledermäuse verbunden. Das überragende ehrenamtliche Engagement ist beispielgebend für heutige und zukünftige Generationen", sagte Ministerialdirektor Max Munding vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum im Rahmen einer Feierstunde im Naturkundemuseum in Stuttgart am Samstag (26. April) bei der Überreichung der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg.

Prof. Kulzer, der bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1993 in der Fakultät für Biologie am Zoophysiologischen Institut der Universität Tübingen lehrte, war Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der AGF und ist seit 2003 Ehrenvorsitzender des Vereins. Dieser Zusammenschluss im Umwelt- und Naturschutz tätiger Vereinigungen und Personen hat das Ziel, den Fledermausschutz im Land zu fördern und dessen Belange in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Die Naturschutzverwaltung des Landes schätze seit vielen Jahren die Fachkompetenz und Ortskenntnisse der landesweit und ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder der AGF, so Munding weiter. Deren Kenntnisse über die Verbreitung der europaweit bedrohten Fledermausarten im Land flossen sowohl in die Auswahl und Abgrenzung der nach Brüssel gemeldeten Flora-Fauna-Habitat- (FFH-)Gebiete ein als auch in den Band 1 der Grundlagenwerke "Die Säugetiere Baden-Württembergs", der den Fledermäusen beinahe 700 Seiten widmet.

Durch regelmäßige Beobachtungen von Quartieren und Jagdgebieten erhält die AGF Daten über Vorkommen, Verhaltensweisen und Lebensräume von Fledermäusen. Diese dienen als Grundlage für gezielte Schutzmaßnahmen wie die Betreuung und den Schutz von bekannten Quartieren, die Schaffung neuer Wohnmöglichkeiten, die Erhaltung von Lebensräumen und Jagdgebieten sowie die Pflege von verletzt aufgefundenen Fledermäusen.

Die AGF organisiert in Zusammenarbeit mit der Akademie für Natur- und Umweltschutz Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für ehrenamtliche Naturschützer in Baden-Württemberg, insbesondere die Ausbildung zum ehrenamtlichen Sachverständigen für Fledermausfragen, die eine wertvolle Unterstützung für den amtlichen Fledermausschutz in Baden-Württemberg durch ein regionales Netzwerk mit regionalen Ansprechpartnern bildet. Dieses berate schnell und kompetent Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen bei kurzfristig auftretenden Problemen im Zusammenhang mit Fledermäusen wie zum Beispiel bei Renovierungsarbeiten, würdigte Ministerialdirektor Munding diesen Bürgerservice.

Unzählige Stunden ihrer Freizeit investieren die ehrenamtlichen Fledermausschützer in die Sicherung und Beobachtung der Fledermausvorkommen im Land. Die notwendigen Schutzmassnahmen umfassen zum Beispiel das alljährliche Verschließen der Überwinterungshöhlen durch Höhlentore im Herbst oder die regelmäßige Kontrolle der Winter- und der Sommerquartiere, die Überwachung und Reinigung der bekannten Wochenstuben in Dachstühlen von Kirchen. Zur Schaffung von Akzeptanz für die nicht von allen geliebten "Geister der Nacht" werden auch Informationsveranstaltungen organisiert.

"Erst das Zusammenwirken von ehrenamtlichen und amtlichen Fledermausschützern hat zur Erholung der Fledermausbestände in Baden-Württemberg beigetragen. Dass dieses funktionierende Modell auch in Zukunft attraktiv und tragfähig zum Wohle unserer heimischen Fledermausbestände und der Artenvielfalt bleibt, wird die Landesregierung unterstützen. Ohne das unschätzbare Engagement der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wäre es um diese Tiergruppe wesentlich schlechter bestellt", betont Ministerialdirektor Munding abschließend.

Unter www.agf-bw.de können weitere Informationen zur Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg abgerufen werden.

Zusatzinformation:

Ein loser Zusammenschluss von Fledermausexperten erfolgte bereits in den 1980er Jahren, nachdem durch Kontakte mit Höhlenkundlern auf der Schwäbischen Alb beängstigende Rückgänge der Fledermauspopulation in den Überwinterungshöhlen festgestellt wurden. Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg e.V. (AGF) wurde am 19. Juni 1993 in Tübingen gegründet und weist heute auf Landesebene über 300 Mitglieder auf, darunter 16 Vereine.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum