Preisverleihung

Stiftung Naturschutzfonds verleiht den 14. Landesnaturschutzpreis 2008

"Wir brauchen partnerschaftliches Engagement und aktive Gestalter zur Pflege des Naturerbes und Sicherung der Natura 2000 Gebiete. Mit dem Landesnaturschutzpreis werden richtungsweisende Initiativen auf dem Gebiet der Erhaltung der natürlichen Umwelt ausgezeichnet und das Engagement für die Natur unseres Landes gewürdigt", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum und Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds, Peter Hauk MdL, am Samstag (4. April) bei der Verleihung des 14. Landesnaturschutzpreises in Stuttgart im Neuen Schloss. Der Preis der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg wird seit 1982 alle zwei Jahre vergeben und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Der diesjährige Landesnaturschutzpreis stand unter dem Motto: 'Starke Partner für Natura 2000: Naturschutz - Landwirtschaft - Forstwirtschaft'.

"Die Natur kennt keine Grenzen, deshalb ist das Schutzgebietssystem Natura 2000 mit den FFH- und Vogelschutzgebieten zentrale Grundlage für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa. Mit der Auszeichnung möchten wir die Leistungen derjenigen honorieren, die durch ihr Engagement dazu beitragen, dass Natura 2000 in Baden-Württemberg erfolgreich umgesetzt werden kann", verdeutlichte Minister Hauk die Intention des Landesnaturschutzpreises. Das Land habe hierfür sowohl in der Land- und Forstwirtschaft als auch bei den Naturschutzverbänden und -vereinen verlässliche Partner.

Aus insgesamt 31 Bewerbungen wurden 10 Initiativen für den Landesnaturschutzpreis durch den Stiftungsrat ausgewählt. Die Einbindung der Natura 2000-Ziele, das Engagement und der Nutzen für Natura 2000 oder auch eine nachhaltige Wirksamkeit sind Merkmale der ausgezeichneten Projekte.

Acht Gruppen erhielten jeweils ein Preisgeld von 1.600 Euro, zwei Preisträger ein Preisgeld von 1.100 Euro.

Zusatzinformation zu den Preisträgern

Mit einem Preisgeld von jeweils 1.600 Euro wurden ausgezeichnet:

Bissinger Landwirte und Gemeinde Bissingen: Revitalisierung der Schafweiden im Bissinger Tal

Die ökologisch hochwertigen Schafweiden in Bissingen/Teck wuchsen durch mangelhafte Bewirtschaftung und fehlende Pflege immer stärker zu. Ende 2002 begannen rund zehn Bissinger Landwirte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bissingen sowie unterstützt von der Naturschutzverwaltung die Schafweiden in den Naturschutzgebieten "Teck" und "Eichhalde" von Gehölzen zu befreien und eine Erstpflege mit Ziegen durchzuführen. Durch diese Maßnahmen konnte die Schafbeweidung wieder aufgenommen werden und sich artenreiche Wiesen entwickeln. Durch das herausragende Engagement aller Beteiligten konnte innerhalb kürzester Zeit ein Großteil des Natura 2000-Schutzgebietsnetzes im Bissinger Tal (FFH-Gebiet "Lenninger Tal und Teckberg" sowie Vogelschutzgebiet "Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb") erfolgreich umgesetzt werden.

Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V. (BNAN), Bezirksgruppe Geislingen/Steige: Wiederherstellung und Erhalt ehemaliger Biotopgesellschaften als Arten-/ Biotopschutzmaßnahmen

Manuell und maschinell pflegt der BNAN seit vielen Jahren wertvolle Lebensräume im Vogelschutzgebiet "Mittlere Schwäbische Alb" sowie in verschiedenen FFH-Gebieten bei Geislingen. Der Verein führt jedoch nicht nur die Pflege durch, sondern er dokumentiert auch das Arteninventar der Flächen. Auch bei der Erstellung von Pflegekonzeptionen ist der BNAN ein kompetenter Partner. Neben der praktischen Naturschutzarbeit trägt der Verein durch naturkundliche Vorträge und Führungen mit dazu bei, dass die Bevölkerung über die Notwendigkeit des Natura 2000-Schutzgebietssystems aufgeklärt und sensibilisiert wird.

BUND-Naturschutzzentrum Westlicher Hegau: Betreuung des FFH-Gebietes „ Gottmadinger Eck“

Seit 1984 führt das BUND-Naturschutzzentrum die Pflege von Flächen durch, die inzwischen Bestandteil des FFH-Gebietes sind. Das Naturschutzzentrum bringt sich seit 2004 aktiv und konstruktiv in die Umsetzung von Natura 2000 ein: Es erarbeitete Vorschläge zur Nachmeldung von FFH-Flächen , erstellte eine FFH-Studie als Vorarbeiten zum Managementplan und baute eine Monitoring-Gruppe für das FFH-Gebiet auf. Dem BUND-Naturschutzzentrum ist es zudem gelungen, in den betroffenen Gemeinden Natura 2000 als positive Chance für den Naturschutz zu vermitteln.

Domäne Hohentwiel GbR: Pflege der Naturschutzgebiete Hohentwiel und Hausener Aachried

Das Naturschutzgebiet Hohentwiel ist Bestandteil der Gebietskulisse Natura 2000 mit dem FFH-Gebiet " Hegau " und Vogelschutzgebiet " Hohentwiel/Hohenkrähen ". Die Pächter der Domäne Hohentwiel betreiben vorbildliches Naturschutzhandeln im Sinne von Natura 2000. Seit 1998 werden von den Schafen der Domäne insbesondere FFH-Lebensräume wie Kalkpionierrasen und Kalkmagerrasen extensiv beweidet. Die Weideflächen haben sich seither floristisch deutlich verbessert. Herrn Dr. Both als Betriebsleiter ist der Naturschutz ein persönliches Anliegen, er setzt sich weit über das normale Maß eines nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten wirtschaftenden Landwirts für die Landschaft um den Hohentwiel ein. Gemeinsam mit dem örtlichen NABU bietet er auch Führungen, Vorträge und Veranstaltungen an.

Heimat- und Landschaftspflegeverein Yach e. V.: Naturschutz - Landschaftspflege - Landwirtschaft - Kultur.

Aktivitäten des Heimat- und Landschaftspflegevereins Yach e. V. 2006-2008:

Wichtige Teile des FFH-Gebietes " Rohrhardsberg , Obere Elz, Wilde Gutach" liegen auf der Gemarkung Elzach-Yach . Ein großer Teil der Gemarkung ist auch Vogelschutzgebiet sowie Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Die Tätigkeiten des Vereins kommen diesen Gebieten zugute: Der Verein deckt ein breites Spektrum vor allem an praktischen Arbeiten ab. Insbesondere die Landschaftspflegeaktionen des Vereins sind hervorzuheben. Dies gilt auch für die Aufklärung über Naturschutzziele, die Mitwirkung bei der Ausbildung von „Naturführern“ oder die Förderung der Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft.

NABU-Gruppe Aalen: Pflege- und Biotopschutzmaßnahmen im FFH-Gebiet „Unteres Leintal und Welland“

Die NABU-Gruppe Aalen setzt sich aktiv für die Natura 2000-Ziele ein. Unter anderem führten ihre zum Teil seit 1981 durchgeführten Pflegemaßnahmen im Gebiet zum derzeitigen Wert der Flächen. Bei der Nachmeldung von FFH-Gebieten im Jahr 2003 setzte sich die NABU-Gruppe für die Aufnahme des Gebietes "Unteres Leintal und Welland “ ein. Nicht zuletzt die von der Gruppe durchgeführten umfangreichen Gebietsuntersuchungen bildeten hierfür eine wesentliche Grundlage. Die NABU-Gruppe ist zudem im Fachbeirat vertreten, der das Management dieses FFH-Gebietes begleitet.

Naturschutzgruppe Küssaberg e.V.: Pflege der Halbtrockenrasen im FFH-Gebiet "Klettgaurücken"

Die Naturschutzgruppe Küssaberg leistet seit über 25 Jahren durch die Pflege von Halbtrockenrasen vorbildliche Naturschutzarbeit, die sich auch für Natura 2000 positiv auswirkt. Den Leistungen der Naturschutzgruppe ist es zu verdanken, dass das Gebiet inzwischen zu einem der wertvollsten Gebiete orchideenreicher Bestände als prioritärer , das heißt besonders zu schützender Lebensraum in Baden-Württemberg gehört. Die Naturschutzgruppe war auch im Rahmen der Erfassung von FFH-Biotopen unterstützend tätig und lieferte zahlreiche Daten. Die Naturschutzgruppe Küssaberg ist zudem im Fachbeirat vertreten, der das Management dieses FFH-Gebietes begleitet.

Verein für Umweltschutz und Landschaftspflege Ötigheim 1971 e.V. (VUL): Schutz-/Pflegemaßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit im FFH-Gebiet bei Ötigheim

Die Wälder im FFH-Gebiet zwischen Rastatt und Ötigheim sind landeskulturell eine Besonderheit und als FFH-Gebiet „Rheinniederung zwischen Wintersdorf und Karlsruhe“ sowie im RAMSAR-Gebiet "Oberrhein" geschützt. Ein wichtiger Teil des FFH-Gebietes liegt auf der Gemarkung Ötigheim . Der sehr aktive Verein trug wesentlich dazu bei, dass sich der ökologische Zustand des Natura 2000-Gebietes; insbesondere als Lebensraum für Amphibien und Libellen verbesserte: Ein weiteres Ziel des Vereins ist der Fledermausschutz. Er führt sowohl praktische Schutzmaßnahmen als auch Kartierungen im Gebiet durch. Ergänzend sensibilisiert der Verein über Führungen und Vorträge die örtliche Bevölkerung für diese Naturschutzthemen.

Mit einem Preisgeld von je 1.100 Euro wurden ausgezeichnet:

Georg Lamparter: 60 Jahre Streuobstbau in der Albgemeinde Grabenstetten -Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft

Seit 60 Jahren ist Herr Lamparter als Landwirt und Baumwart für den Schutz des Streuobstbaues in seiner Gemeinde aktiv. Er führt Arten- und Biotopschutzmaßnahmen durch, pflegt Flächen und pflanzt regelmäßig Obstbäume nach. Ein besonderes Anliegen ist ihm, sein Wissen an die jüngere Generation weiter zu geben. Es ist unter anderem auch mit seinem Engagement zu verdanken, dass die Gemarkung Grabenstetten im Vergleich zu anderen Albgemeinden einen hohen Anteil an Streuobstwiesen aufweist. Die Streuobstwiesen von Grabenstetten liegen innerhalb des Vogelschutzgebietes „Mittlere Schwäbische Alb“.

Jürgen Zimmerer: Erhaltung einer blütenreichen Salbei-Glatthaferwiese

Herr Zimmerer bemühte sich aktiv um die Aufnahme einer von ihm gepflegten Wiesenfläche in das FFH-Gebiet " Albtrauf Pfullingen". Durch die seit 1993 von ihm und seinem Sohn durchgeführte Pflege entwickelte sich die Wiese so positiv, dass sie als FFH-Lebensraum anerkannt und 2004 in das FFH-Gebiet aufgenommen wurde.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum