Naturschutz

Streuobstwiesen-Projekt im Albvorland und Remstal hat Tausende Bäume gepflegt

„In Baden-Württemberg gibt es die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas. Sie sind touristisch attraktive Kulturlandschaften, zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa und sind ein wertvolles Gen-Reservoir für tausende Obstsorten“, sagte Verbraucherminister Alexander Bonde bei der LIFE+-Abschlussveranstaltung in Dettingen unter Teck (Landkreis Esslingen).

„Die Streuobstwiesen sind jedoch unter anderem durch die Ausweisung von Baugebieten, die unrentable Bewirtschaftung und einen teilweise schlechten Pflegezustand in Gefahr. Die Landesregierung unterstützt daher vielfältige Maßnahmen zum Erhalt der Streuobstwiesen. Das EU-LIFE+-Projekt zum Vogelschutz in Streuobstwiesen hat seit 2009 die Bedeutung der Streuobstwiesen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht, neue Partner gewonnen und Impulse für den Erhalt und die langfristige Pflege gesetzt“, so Bonde weiter. Profitiert hätten insbesondere gefährdete Vogelarten wie der Halsbandschnäpper und der Grauspecht sowie ihre Lebensräume. 15.000 Bäume seien gepflegt worden, 45 Hektar neue Lebensräume seien entstanden. „Die Landesregierung hat den Naturschutzhaushalt deutlich erhöht und damit die Basis für weitere Förderungen geschaffen. Streuobstwiesen haben damit bessere Zukunftsaussichten als je zuvor“, so Bonde weiter.

Flora-Fauna-Habitat ermöglicht Zugriff auf europäische Naturschutzmittel

„Dass die Ausweisung von Schutzgebieten nach der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie große Chancen bietet, zeigt gerade das Beispiel des LIFE+ Projektes zum Vogelschutz in Streuobstwiesen. Nur durch die Ausweisung der Schutzgebiete war es möglich, auf den großen LIFE+-Fördertopf der EU zuzugreifen, der mit zwei Milliarden Euro in der letzten Förderperiode gut ausgestattet war“, so Bonde. Alleine dieses Einzelprojekt im mittleren Albvorland und im mittleren Remstal habe von 2,6 Millionen Euro aus EU-Mitteln profitiert, die das Land mit etwa 1,7 Millionen Euro ergänzt habe. Rund eine Million Euro hätten sieben Projektpartner und 38 beteiligte Kommunen beigetragen.

Streuobstkonzeption des Landes wird Thematik umfassend angehen

„Das Land unterstützt den Streuobstbau über Förderprogramme jährlich mit rund zehn Millionen Euro. Darüber hinaus will die grün-rote Landesregierung das Thema Streuobstwiesen neu angehen“, so Bonde. Aktuell werde eine umfassende Streuobstkonzeption erarbeitet. „Dabei wird die Ökologie stärker und umfassender als bisher berücksichtigt. In Zukunft soll bei Streuobst nicht nur wie bisher die Grünlandpflege gefördert, sondern auch die Baumpflege unterstützt werden. Dabei sollen etwa über Sammelantragstellung auch sogenannte Gütlesbesitzer zum Zug kommen können“, erläuterte Bonde. Die Streuobstkonzeption kann vorgelegt werden, sobald die entscheidenden Beschlüsse in Brüssel und Berlin gefasst wurden und der finanzielle Rahmen für die nächste Förderperiode der EU-Agrarpolitik geklärt ist.

Ohne den wirtschaftenden Menschen haben Streuobstwiesen keine Zukunft

Bei der Abschlussveranstaltung übergab Naturschutzminister Bonde den ersten drei Preisträgern im Foto-Wettbewerb „Bewirtschaftung von Streuobstwiesen“ ihre Urkunden. Die eingereichten Motive zeigten, dass ohne das vielfältige Engagement der Menschen für die Streuobstwiesen und ihren Blick auf die durch Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft Streuobstwiesen keine Zukunft haben. „Ich danke allen, die sich mit großem Engagement für den Erhalt der Streuobstwiesen einsetzen – im LIFE+-Projekt und an vielen anderen Stellen im Land“, sagte der Minister.

Die drei ersten Preisträger des Fotowettbewerbs „Bewirtschaftung von Streuobstwiesen“ sind:

  • 1. Preis: Ottmar Wittmann, Weilheim (200 Euro)
  • 2. Preis: Miklas Hahn, Schorndorf (100 Euro)
  • 3. Preis: Erich Tomschi, Mötzingen (50 Euro)

Die Hälfte der Gesamtkosten von 5,2 Millionen Euro – knapp 2,6 Millionen Euro – wurden von der Europäische Union in das Projekt eingebracht. Die andere Hälfte wird durch die Projektbeteiligten finanziert. Rund zwei Drittel dieses Eigenanteils, etwa 1,7 Millionen Euro, kommen dabei vom Land Baden-Württemberg über das Regierungspräsidium Stuttgart als Projektträger. Von Anfang an mit dabei als assoziierter Partner im Projekt waren die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V., die Marketinggesellschaft Baden-Württemberg (MBW), das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) die Gemeinden Dettingen unter Teck sowie die Manufaktur Geiger. Die Stadt Weilheim an der Teck kam später hinzu. Die sieben assoziierten Projektpartner tragen gut 440.000 Euro, die 38 finanziell beteiligten Kommunen im Albvorland und Remstal etwa 600.000 Euro zum Projekt bei.

LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz und steht als Abkürzung für L’Instrument Financier pour l’Environnement (das Finanzierungsinstrument für die Umwelt). Im Land wurden bisher 15 LIFE-Projekte gefördert, von denen vier derzeit noch laufen. Nach ihrem Abschluss werden knapp 36 Millionen Euro in gezielte Naturschutzprojekte geflossen sein. In der Antragsperiode 2013 wurden zwei weitere LIFE+-Anträge aus Baden-Württemberg bei der Europäischen Kommission zur Förderung eingereicht. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz berät Antragsteller von LIFE+-Anträgen im Naturschutzbereich, unterstützt die Projekte finanziell im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel und begleitet die Umsetzung der geförderten Projekte bis zu ihrem Abschluss.

LIFE-Projekt