Landwirtschaft

Symposium 'Herausforderung Klimawandel - Chance oder Risiko für die Landwirtschaft in Baden-Württemberg'

"Für die landwirtschaftlichen Betriebe gilt es, sich dem Klimawandel rechtzeitig anzupassen, ihn möglicherweise sogar zu nutzen. Neben der Produktion von Nahrungsmitteln steht die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe, der Erhalt des ländlichen Raums und die Bewahrung von natürlichen Ressourcen im Mittelpunkt. Nur wenn frühzeitig reagiert wird, können die Klimafolgekosten verringert werden", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (5. März) beim Symposium 'Herausforderung Klimawandel - Chance oder Risiko für die Landwirtschaft in Baden-Württemberg" in Karlsruhe-Rüppurr .

Kaum ein Sektor werde in den nächsten Jahren und Jahrzehnten so stark vom Klimawandel betroffen sein wie die Landwirtschaft . In Baden-Württemberg gehe es dabei um 1,66 Millionen Hektar Landwirtschaft sfläche (46 Prozent der Landesfläche) und knapp 66.000 landwirtschaftliche Betriebe. Steigende Temperaturen, abnehmende Niederschläge während der Vegetationszeit und zunehmender Extremwetterereignisse werden sich unmittelbar auf die pflanzliche Produktion auswirken, für die Temperatur und Wasser elementare Wachstumsfaktoren sind, welche maßgeblich für die Höhe des Ertrages und die Qualität des Ernteprodukts verantwortlich seien.

"Insgesamt muss sich die Landwirtschaft auf Änderungen des Sorten- und Anbauspektrums, der Fruchtfolge, der Bodenbearbeitung, Düngung, Wasserversorgung und des Pflanzenschutzes einstellen", erklärte Minister Hauk . So werde in der Bodensee-Region ein wärmeres und feuchteres Klima im Zukunftsszenarium zu einem höheren Schaderregerdruck im Apfelanbau, wie exemplarisch für den Apfelwickler (Schädling) und den Apfelschorf (Pilzerkrankung) gezeigt werden konnte, führen. Beim Weinbau hingegen könnte sich der in den 90er Jahren beobachtete Trend zu im Grundsatz besseren Anbaubedingungen auch in Zukunft fortsetzen. "In Baden-Württemberg werden aber auch zukünftig keine Zitronen und Orangen wachsen und es werden auch keine Olivenhaine unsere Hügellandschaften schmücken", betonte der Minister.

"Klimawandel, Nahrungserzeugung und Energie sind Themen, bei denen die Landwirtschaft nicht nur Betroffene ist und auf Veränderungen reagieren muss, sondern zum wichtigen Agierenden mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten wird. Sie verfügt über beachtliche Möglichkeiten, die mit dem Klimawandel verbundene Problematik beispeisweise durch den Einsatz von regenerativen Energien und neuen Technologien zusammen mit der Wirtschaft und den Verbrauchern zu entschärfen", erklärte Peter Hauk .

Damit könne die Landwirtschaft einen wachsenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Voraussetzung für positive Veränderungen sei eine nachhaltige Energiepolitik. Die Landesregierung setze deshalb bewusst auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Biomasseproduktion könne zu einem zweiten wirtschaftlichen Standbein für die Landwirtschaft werden. "Im vergangenen Jahr kamen 8,4 Prozent der Einnahmen der baden-württembergischen Landwirtschaft aus der Verwendung von Biomasse. In nur drei Jahren hat sich der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen für die Gewinnung von Bioenergie etwa verdoppelt", so Agrarminister Hauk .

Baden-Württemberg habe die Herausforderungen des Klimawandels frühzeitig erkannt und daher früh mit seiner Untersuchung auf regionaler Ebene begonnen. Bereits 1998 wurde gemeinsam mit dem Land Bayern und dem Deutschen Wetterdienst das Kooperationsvorhaben ' Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft' ( KLIWA ) gestartet.

Im Jahr 2001 folgte dann das Projekt 'Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung' (KLARA), in dem auch exemplarisch Aspekte der Landwirtschaft betrachtet wurden. Thematisch auf die Ergebnisse des Projekts KLARA reagierend, wurde 2006 mit dem Forschungsprogramm Herausforderung Klimawandel begonnen, das noch bis Ende 2009 läuft.

Zusatzinformation:

Die globale Oberflächentemperatur ist seit 1750 um 0,74° Celsius gestiegen. Elf der letzten zwölf Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Häufigkeit heftiger Niederschläge hat zugenommen.

Prognosen gehen davon aus, dass wir - auch bei intensivsten Bemühungen - eine Temperaturerhöhung um global knapp zwei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr vermeiden können. Selbst diese Beschränkung auf zwei Grad Erwärmung ist ein sehr ehrgeiziges Ziel, hat doch das IPCC ( Intergovernmental Panel on Climate Change) berechnet, dass wir die weltweiten CO2-Emissionen bis 2050 um 50 bis 85 Prozent - also um mindestens die Hälfte - gegenüber den Werten von 2000 vermindern müssen, um die globale Erwärmung auf zwei bis 2,4 Grad zu begrenzen.

Methan und Lachgas tragen als teilweise unvermeidbare klimarelevante Gase in der Landwirtschaft zum Klimawandel bei. Gerade ihre Freisetzung sowie der Verlust von CO 2 -Speichern beim Humusabbau belasten die Klimabilanz der Landwirtschaft. Insgesamt hat der Sektor Landwirtschaft einen Anteil von circa zehn Prozent an der Emission klimarelevanter Gase in Baden-Württemberg. Im gesamten Emissionsgeschehen des Landes spielt die Landwirtschaft damit eine eher untergeordnete Rolle.

Weit über die Hälfte der Lachgasemissionen in Baden-Württemberg entstehen in der Landwirtschaft. Und zwar zu fast 90 Prozent in gedüngten Böden durch die Umsetzung von Stickstoffverbindungen. Das Ausmaß der N2O-Freisetzungen lässt sich aber nur sehr schwer erfassen und ist letztlich von zahlreichen Faktoren abhängig.

Seit Jahren werden in Baden-Württemberg die bewährten Programme und Maßnahmen wie der

  • Nitratinformationsdienst für eine nach Menge und Zeitpunkt dem Pflanzenbedarf
  • die in Wasserschutzgebieten gültige SchALVO und
  • Beratung für angepasstes und optimiertes Wirtschaftsdüngermanagement durchgeführt.

Alles Maßnahmen, die einen effizienten Einsatz von Stickstoff zum Ziel haben, und damit auch zu einer Verringerung von N2O-Emissionen beitragen.

Insgesamt ist die Entstehung von Lachgas in landwirtschaftlichen Böden jedoch äußerst komplex und vielschichtig. Sie wird durch zahlreiche Einflussgrößen wie Vegetation und Kulturart, Erntereste, Bodenart, Wassergehalt des Bodens, Bodentemperatur, Bodenbearbeitung sowie auch Art und Menge des ausgebrachten Stickstoffdüngers bestimmt und ist daher oft noch ungeklärt.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum