Tag des offenen Denkmals im Keller des ehemaligen Pomologischen Instituts in Reutlingen  

"Die Wiederbelebung des ehemaligen Pomologischen Instituts ist sehr erfreulich, denn der Erhalt der Streuobstwiesen ist für die Kulturlandschaft in Baden-Württemberg von großer Bedeutung. Streuobstwiesen haben als Genreservoir eine große Bedeutung, da die Sortenvielfalt sehr groß ist. Darüber hinaus bieten sie einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen, darunter vielen bedrohten Arten, einen Lebensraum", sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Sonntag (10. September) beim Tag des offenen Denkmals im ehemaligen Pomologischen Institut in Reutlingen.

 

Die Pomologie (Lehre von den Obstarten, Pomona = römische Göttin des Obst- und Gartenbaus) wurde 1860 angelegt. Sie diente den Schülern der von dem Obstbaukundler Eduard Lucas begründeten "Lehranstalt für Pomologie, Obstkultur und Gartenbau" als praktisches Übungsgelände. Heute bildet sie zusammen mit dem angrenzenden Volkspark eine idyllische Parkanlage mit vielen Apfelbäumen und Blick auf die Achalm. Im Sommer finden hier auch zahlreiche Veranstaltungen statt. 

  

"Die Streuobstbestände nehmen leider kontinuierlich ab und dies, obwohl der Erhalt von Streuobstflächen durch eine Vielzahl lokaler, aber auch landesweiter Aktionen und Fördermaßnahmen direkt oder indirekt unterstützt wird", so die Staatssekretärin. Eine wichtiger Grund sei die fehlende Wirtschaftlichkeit, da die Preise für das Mostobst viel zu niedrig seien.

 

Beim Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum wurde im Herbst 2005 daher ein Runder Tisch Streuobst eingerichtet. Ziel der Fachgespräche mit den Obst- und Gartenbauverbänden, den Naturschutzverbänden, den Verbänden der Landwirtschaft, den Kleinbrennern, der Fruchtsaftindustrie, den Forschungseinrichtungen und Vertretern der Landtagsfraktionen sei es, vorhandene Konzepte zum Erhalt dieser für Baden-Württemberg so wertvollen und einzigartigen Kulturlandschaft weiterzuentwickeln und neue Ideen beispielsweise bei der Vermarktung voranzubringen.

 

So sollen die Bemühungen der Fruchtsaftindustrie für die Eintragung einer geschützten Herkunftsabgabe "Streuobstfruchtsaft aus Baden-Württemberg" bei der EU vom Land weiterhin verstärkt unterstützt werden. "Unter finanzieller Beteiligung des Landes und des Landesverbandes für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL) wird es auch weiterhin eine Streuobst-Sortenerhaltungszentrale beim Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee geben. Denn die Aufgabe der Sorten-Identifizierung und somit der Erhalt der genetischen Vielfalt in Baden-Württemberg stellt auch zukünftig einen Schwerpunkt dar", betonte die Staatssekretärin.

 

Zunächst sei es jedoch erforderlich, Daten über Umfang und Qualität der Streuobstbestände zusammenzutragen. Das Land zählte nach Schätzung des Statistischen Landesamtes im Jahre 1990 noch etwa 180.000 Hektar Streuobstwiesen mit etwa 11,4 Millionen Bäumen. Experten beziffern einen Rückgang bis 2006 von etwa 35 bis 40 Prozent.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum