Vogelgrippe

Teilprojekte zu Prävalenz und Pathogenität von Erregern der Aviären Influenza in Wassergeflügel genehmigt  

"Ich freue mich, dass wir heute in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell ein erstes Forschungsprojekt zur Aufklärung des vergangenen und eines möglichen zukünftigen Vogelgrippegeschehens in Baden-Württemberg auf den Weg bringen können. Mit den Ergebnissen aller Forschungsprojekte wollen wir zielgerichtete Strategien entwickeln, die auch zukünftig eine Übertragung der AI-Erreger von Wildvögel auf Hausgeflügel oder gar den Menschen verhindern. Wenn uns dies gelingt, sind die drei Millionen Euro Finanzmittel für das Forschungsprogramm des Landes eine hochrentable und kostengünstige Investition in die Zukunft", sagte der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Montag (16. Oktober) in Stuttgart anlässlich der Finanzierungszusage zweier Teilprojekte eines Projektantrags der Vogelwarte Radolfzell, einer Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft.

Die Vogelwarte Radolfzell wird die Prävalenz und Pathogenität von Erregern der Aviären Influenza in Wassergeflügel am Bodensee untersuchen. Ziel eines Teilprojektes ist es, in enger Zusammenarbeit mit dem Vogelgrippe-Wildvogelmonitoring des Landes Baden-Württemberg, die Präsenz von hoch- und niedrig pathogenen Erregern der Vogelgrippe am Bodensee als besonderem Risikogebiet zu untersuchen. Es soll insbesondere die Fragen klären, welche Vogelarten in welchem Ausmaß Träger von Vogelgrippeerregern sind, wie die jahreszeitliche Phänologie des Auftretens von Vogelgrippe-Erregern am Bodensee aussieht, ob es zu saisonalen Einträgen kommt oder ob ganzjährig ein Reservoir solcher Erreger in Baden-Württemberg vorhanden ist. Auch soll geklärt werden, ob es gesund wirkende beziehungsweise mobile Ausscheider von hoch pathogenen Vogelgrippe-Erregern unter den Wildvögeln am Bodensee gibt, und - wenn ja - welche Arten dies sind.

Dazu sollen unter Beachtung der einschlägigen Naturschutz-, Tierschutz- und sonstigen Rechtsvorgaben Wasservögel, insbesondere Enten und Schwäne gefangen und beprobt werden, um Hinweise auf mögliche unerkannt durchlebte Infektionen zu erhalten. Die Untersuchung der Proben erfolgt in den Chemischen und Veterinär-untersuchungsämtern des Landes. Von allen vorübergehend gefangenen Individuen werden zudem Gesundheitszustand und Körperkondition protokolliert, die Tiere werden markiert und vermessen.

Förderzusagen erhielt ein Teilprojekt zur Untersuchung diesjähriger Höckerschwäne am Bodensee in den Landkreisen Konstanz und Bodenseekreis auf Antikörper gegen Influenza A und auf Ausscheidung entsprechender Erreger. Höckerschwäne gelten nach bisherigen Erfahrungen als besonders anfällig gegenüber Infektionen mit H5N1-Erregern. Die Beprobung von Jungvögeln auf H5-Antikörper soll Aufschluss darüber geben, ob die Jungvögel des selben Jahres bereits bis Spätsommer, also vor Eintreffen der großen Mengen von Zuzüglern aus nördlichen und nordöstlichen Gebieten, Kontakt mit dem Virus hatten. Die Beprobung auf Ausscheidung von Viren soll zugleich prüfen, ob wirklich ausgeschlossen werden kann, dass es klinisch unauffällige H5N1-Ausscheider unter den Höckerschwänen gibt.

Das andere Teilvorhaben sieht den regelmäßigen Fang und die Beprobung von Wasservögeln am westlichen Bodensee (Untersee) mittels einer "Entenreuse" vor. Durch eine ganzjährig betriebene Schwimmreuse für Wasservögel soll es möglich werden, Wasservögel verschiedenster Arten vorübergehend zu fangen, auf Antikörper (H5) und Ausscheidung von Influenza A-Viren zu untersuchen und ihre Körperkondition zu erfassen. Dabei soll einerseits die Prävalenz der Vogelrippe-Erreger (hoch und niedrig pathogener Typen) in verschiedenen Vogelarten, als auch die jahreszeitliche Verteilung dieser Virenauftritte dargestellt werden. Diese Daten vom Bodensee sind für die weitere Abschätzung des Gefährdungspotenzials für Menschen und Hausgeflügel durch hoch pathogene Vogelgrippe-Erreger von grundlegender Bedeutung. Sie können vor allem bezüglich der Phänologie, wenn überhaupt, dann nur unter größten Problemen von anderen Gewässern (beispielsweise mit andersartigen Zugvogel- und Wintervogelgemeinschaften) übertragen werden. Ein vergleichbares Projekt wird auch an einem See in der Schweiz durchgeführt.

Die Landesregierung hatte als Reaktion auf das Auftreten der Aviären Influenza bei 19 Wildvögeln in Baden-Württemberg als erstes und bisher einziges Bundesland ein eigenes Forschungsprogramm verabschiedet. Dieses soll spezifisch baden-württembergische Fragestellungen, vor allem zur Rolle von Wildvögeln als möglicher Überträger des hoch pathogenen H5N1-Asia Virus auf Hausgeflügel, untersuchen. Bis zur Abgabefrist Mitte August dieses Jahres gingen 14 Projektanträge von Universitäten, anderen Forschungseinrichtungen, Naturschutzverbänden und ornithologischen Zusammenschlüssen im Land ein, die derzeit von externen Gutachtern und Fachleuten der berührten Fachverwaltungen im Land geprüft werden. Die Genehmigung der beiden jetzt bewilligten Teilprojekte wurde vorgezogen, weil die geplanten Untersuchungen aus fachlichen Gründen noch vor Eintreffen des Hauptvogelzugs begonnen werden sollen. Die übrigen Projektanträge müssen zum Teil wegen neuer Vorgaben der EU zu Untersuchungsmethoden nochmals überarbeitet werden. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Antragsteller abschließend über den Ausgang der Begutachtung unterrichtet werden und gegebenenfalls eine Förderzusage erhalten.

Eine Verzögerung bei Projektzusagen ergibt sich auch durch die notwendige Abstimmung der Anträge mit dem Schweizer Forschungsprogramm "Constanze" und den Fachinstitutionen sowie Forschungsprogrammen des Bundes, um die fachliche Qualität der Anträge sicherzustellen und eine Parallel- oder Mehrfachförderung entsprechender Projekte zu verhindern.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum